Husten ist nicht gleich Husten
Wie bei uns Menschen auch, gibt es selbstverständlich auch bei unseren Vierbeinern verschiedene Atemwegserkrankungen. Sie beginnen in der Regel mit einem akuten
Infekt der Atemwege. Bleibt dieser unerkannt oder wird zu lange nicht oder nicht korrekt behandelt, so kann es zu irreversiblen Schäden des Lungengewebes und somit zu einer chronischen Erkrankung
kommen.
Akut oder chronisch krank?
Bronchitis
Der Beginng von Atemwegserkrankungen beim Pferd ist meistens zunächst eine akute Bronchitis. Sie äußert sich meistens durch starken, feuchten Husten und klarem bis milchig-gelblichem Nasenausfluss.
Der Körper setzt seinen Selbstreinigungsmechanismus ein und produziert eine erhöte Menge an Schleim, um in den tiefen Atemwegen Fremdstoffe wie Viren oder Bakterien abzutransportieren. Dadurch verkleben die feinen Flimmerhärchen der Lunge und können den Schleim dann nicht wie gewünscht abtransportieren. Folglich verfestigt sich der Schleim und lässt sich dann auch durch Husten nicht mehr lösen. Bei einer akuten Bronchitis sind rasselnde Atemwegeräusche zu hören und oftmals wird die Dampfrinne, eine Vertiefung an der Flanke des Pferdes zwischen dem Rippenbogen und der Bauchmuskulatur, beim Ausatmen sichtbar.
Dämpfigkeit
Hält eine akute Bronchitis mehrere Wochen an oder wird nicht vollständig auskuriert sondern „verschleppt“, kann das Pferd dämpfig werden.
Als Dämpfigkeit bezeichnet man eine chronisch gewordene Bronchitis
(COB=chronisch obstruktive Bronchitis).
Hierbei sind die Atemwege sind chronisch entzündet und angeschwollen. Der anfänglich produktive Husten wird rasch trocken und tonlos, da der Schleim fester wird und die Atemwege verengt. Die Atmung geht keuchend und ruckartig und ist nur unter enormer Anstrengung der Bauchpresse möglich. Das Pferd benötigt also die Bauchmuskulatur, um eingeatmete Luft wieder auszuatmen. Das ist dann deutlich sichtbar und wird "Bauchatmung" genannt. Im schlimmsten Fall entsteht in der Lunge ein Überdruck, der zum Platzen der Lungenbläschen führen kann (Lungenemphysem). Der resultierende Lungenschaden ist irreparabel.
Allergien
Viele Allergien bilden sich erst im Laufe der Zeit aus, wenn das Lungengewebe bereits gereizt ist. Hierzu gehört auch die umgangssprachlich oft "Stauballergie"
genannte Allergie gegen Pollen und Pilzsporen aus dem Heu- und Strohstaub. Meistens entsteht diese im Laufe einer Bronchitis und ist oft nicht die Ursache der Hustensymptome, kann aber dazu
führen, dass der Verlauf deutlich schlimmer ist, wenn hier Haltung und Fütterung nicht angepasst werden. Kommt das Pferd nach der Bronchitis mit den Allergenen in Kontakt, beginnen die typischen
Symptome wie Husten und vermehrte Schleimbildung als Abwehrreaktion. Hier ist es besonders wichtig, die Ursache zu erforschen. Dies kann durch einen Allergietest beim Tierarzt erledigt werden.
Oft hilft aber auch das Try-and-Error Prinzip. Hierfür muss schnell reagiert werden und das Umfeld des Pferdes so staubfrei wie möglich gestaltet werden. Zunächst sollte kein Stroh eingestreut
werden, Heu gewässert oder gar bedampft werden und sämtliche Staubaufwirbelungen vermieden werden. Zusätzlich sollte das Pferd inhalieren. Erreicht man hierdurch ohne Medikamente bereits eine
deutliche Verbesserung, so kann man selbst testen, was das Pferd weiterhin verträgt oder bei welchen Faktoren sich die Symptome wieder verschlechtern.
Behandlung von Atemwegserkrankungendes pferdes
Da die meisten Atemwegserkrankungen des Pferdes hausgemacht sind und durch fehlerhafte Haltungsbedingungen entstehen, ist die Optimierung der Haltung natürlich das
erste Mittel. Dies kann einen Stallwechsel bedeuten, oft kann man aber auch durch einfache Maßnahmen die Haltung auch für alle anderen Pferde im Stall optimieren. Zusätzlich kann es sehr sinnvoll
sein, das Pferd medikamentös durch entzündungshemmende und schleimlösende Präparate zu unterstützen. Neben der Schulmedizin ist auch die Traditionelle Chinesische Medizin bei Atemwegsproblemen
sehr hilfreich, da sie das Pferd ganzheitlich betrachtet und nicht nur die Lunge sondern den gesamten Organismus wieder ins Gleichgewicht bringen kann. Kaum ein Pferd mit Atemwegsproblemen kommt
über kurz oder lang an der Inhalationstherapie vorbei. Hier wird mit Kochsalz (befeuchtend) oder Solelösung (schleimlösend) gearbeitet. Auf keinen Fall sollten ätherische Öle inhaliert werden. In
vielen Fällen kann eine Lungenspülung ebenfalls hilfreich sein. Dies muss von einem erfahrenen Tierarzt abgewogen werden, da die Lungenspülung eine hohe Belastung für den Kreislauf darstellt. Bis
eine Atemwegserkrankung des Pferdes vollständig auskuriert ist, kann es auch mehrere Monate dauern. Das Pferd sollte dabei nicht ruhen, sondern regelmäßig bewegt werden, dabei aber nicht zu sehr
belastet werden, um die ohnehin schon gereizten Atemwege nicht zu überreizen sondern lediglich den Abtransport des Schleims zu fördern.
Vorbeugende Maßnahmen: Licht, Luft, Bewegung
Die wichtigste Maßnahme, die Atemwegserkrankungen des Pferdes vorbeugt ist Bewegung und ständiger Zugang zu frischer Luft. Eine effiziente Selbstreinigung der Lunge erfolgt nur durch regelmäßige und ausreichende Bewegung, bei der das Pferd sein volles Lungenvolumen nutzt.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Atemwegsproblemen sind:
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dauerhaft viel frische Luft ohne Zugluft: keine geschlossenen Ställe, bestenfalls Unterbringung im Offenstall. Das Lauftier Pferd ist ein gegenüber der Umwelt sehr robustes Tier, dass dennoch immer die Möglichkeit haben sollte, sich gegen extremen klimatischen Bedingungen wie dauerhafter Kälte und Nässe zu schützen. Bei Weidehaltung sollte also immer ein wetterfester Unterstand zur Verfügung stehen, da Zugluft und Nässe das Immunsystem des Pferdes auf Dauer schwächen.
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saugstarke Einstreu und eine saubere Liegefläche: Liegt das Pferd in der Box oder im Offenstall auf der Liegefläche sollte es dabei nicht die Ammoniakgase aus der Einstreu einatmen. Als Alternative zu Stroh wird hier gerne staubarme Späne verwendet. Auch Strohpellets haben sich dank ihrer Saugkraft bewährt. Regelmäßiges Ausmisten sollte selbstverständlich sein, hierbei sollte das Pferd nicht in der Box verbleiben, damit es dem dabei aufgewirbelten Staub und Co. nicht direkt ausgesetzt wird.
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Qualitativ hochwertiges Raufutter: Heu und Futterstroh sollten frei von Pilzsporen sein. Da man das im Stallalltag nur optisch kontrollieren kann, ist es oftmals hilfreich, das Raufutter zu wässern. Mit dem Wässern wird allerdings lediglich der Staub im Heu gebunden. Pilzsporen bietet man damit erst recht einen Nährboden, besonders, wenn man nicht viele kleine Mahlzeiten füttern kann, sondern die Heuraufe nur 1-2 täglich gefüllt wird. Dann liegt das gewässerte Heu einfach viel zu lange. Auch wenn es im ersten Moment teuer erscheint, bietet bedampftes Heu dem Pferd ein Futter von bester Qualität. Durch das Bedampften werden Pilze und Bakterien abgetötet und die Lunge wird somit deutlich weniger Belastung ausgesetzt.
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Putzen: Das Putzen des Pferdes sollte im Freien erfolgen, damit der Staub aus dem Fell nicht in der Luft um das Pferd herum verbleibt. Putzen fördert die Durchblutung der Haut und das Lymphsystem und bringt somit aktiv den Stoffwechsel in Schwung.
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Regelmäßiges Entwurmen und Impfen zur Vorbeugung gegen Krankheiten wie z.B. Influenza.
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Reitplatz und Hallenboden bewässern, um Staub zu vermeiden. Gerade geschlossene Reithallen haben einen geringen Luftaustausch. Diese sollte man mit einem Hustenpferd nur nutzen, wenn sie frisch gewässert sind. Zu beachten ist auch, dass sich besonders in älteren Reitböden vieles ansammelt, was man da gar nicht vermutet. Die Belastung der Atemwege bei Indoor- Training in staubigen Reithallen ist also sehr hoch.
Der Weg zum gesunden pferd
Klingt fast ein bisschen viel, auf was man da so alles achten muss? Wenn du Neuling auf dem Gebiet bist, dein Pferd zum ersten Mal mit Husten zu tun hat und du schnell für langfristige Besserung sorgen willst, ruf mich gerne an!